Das Lädelisterben ist am Anfang der Vordergasse besonders offensichtlich. Jetzt soll eines der markantesten Häuser saniert werden. Dort sollen mehrere Läden einziehen. Und wie schon früher ein Restaurant.
© Photocredit: Visualiserung ZVG/AXA
© Textcredit: Schaffhauser Zeitung – Zeno Geisseler
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Ganz unten an der Vordergasse, an der Ecke zur Bachstrasse, da steht das Haus zur Moosente. Die Liegenschaft macht einen traurigen Eindruck: Die grossen Fensterfronten im Erdgeschoss sind dunkel. Wer einen Blick hineinwagt, sieht bloss kahle Räume und Rolltreppen. Vor Jahren gab es hier mal einen Metro und einen Charles Vögele, und viel früher ein grosses Coop-City-Warenhaus samt dem Selbstbedienungsrestaurant Munotblick mit 160 Sitzplätzen. Dort gebe es vorzüglichen Coop-Kaffee mit Spezialitäten aus der eigenen Hauskonditorei, schrieben die SN 1974 zur Einweihung des Neubaus. Dieser Neubau ersetzte einen Komplex von älteren Liegenschaften. In einem dieser Vorgängerhäuser, dem Goldenen Klopfer, hatte einst IWC-Gründer Florentine Ariosto Jones gelebt, in Fussdistanz zur Uhrenfabrik, Noch heute hat die IWC Büros in der Moosente.
Jedes Jahr einen Millionenverlust
Die Stadt hatte für diese Gegend einst grosse Pläne. Von einem Einkaufszentrum war in den 1950er-Jahren die Rede gewesen, selbst von einem Hotel. Alles kalter Kaffee. Die Kundenströme konzentrierten sich weiter oben beim Fronwagplatz. Auch Coop City gefiel es in der Moosente nicht. Ende 1985 wurde der Standort massiv verkleinert und das Haus an die Winterthur-Versicherung verkauft. Die Filiale in der Moosente habe Jahr für Jahr rund 1,5 Millionen Franken Verlust eingefahren, sagte der damalige Direktor von Coop Winterthur-Schaffhausen. Ein Grund für die Misere: das Fehlen von Kundenparkplätzen. Damals gab es weder das Parkhaus Herrenacker noch das Parkhaus Stricki gleich auf der gegenüberliegenden Seite der Bachstrasse. 2005 eröffnete Coop City dann in der ehemaligen Epa weiter oben in der Vordergasse einen neuen Standort. Dort ist das Warenhaus bis heute zu finden. Nach Jahren des Rückgangs gibt es für die Moosente aber nun wieder Hoffnung. Ihre Besitzerin ist immer noch dieselbe Versicherung (sie heisst jetzt aber AXA), und diese hat Pläne für einen gross angelegten Umbau ausarbeiten lassen. Sie will lm Frühling 2020 mit dem Umbau beginnen, im Winter 2021 wäre dann Bezug.
«Wir führen Gespräche mit Interessenten. Mieter stehen noch keine fest»
Urban Henzirohs AXA Mediensprecher
Das Umbauprojekt ist in einem gewissen Sinn eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn das Haus soll wieder vorwiegend dem Einkauf dienen. Sowohl auf der Gebäudeseite zur Vordergasse als auch zur Bachstrasse hin sind grosse Schaufenster geplant. Und es soll auch wieder ein Restaurant geben, samt Aussenplätzen. «Es gilt, das Image der Liegenschaft aufzuwerten und die Belichtung im Gebäudeinnern zu optimieren», schreibt die Wassermann Architekten AG, welche mit ihrer Machbarkeitsstudie den ersten Rang für die Umgestaltung belegt hat. Ihre Visualisierungen zeigen einen lichtdurchfluteten Innenhof mit viel Grün und viel Holz.
Im Erdgeschoss ist eine Markthalle geplant. Zur Bachstrasse hin sind vier kleinere Läden vorgesehen, mit Flächen von 57 bis 157 Quadratmetern. Zur Goldsteinstrasse hin soll eine Café-Bar eingerichtet werden, wobei dort zusätzlich auch ein neuer Eingang entstehen soll. Im ersten Obergeschoss wiederum ist eine Fläche von gut 400 Quadratmetern als eine Einheit zu vermieten. Gemäss den Projektplänen ist hier zum Beispiel eine Gemeinschaftspraxis denkbar. Die grösste Fläche aber ist im Untergeschoss – ganze 760 Quadratmeter gibt es dort. Laut den Werbedokumenten ist es zum Beispiel möglich, dass dort eine Spielwelt für Kinder entsteht, samt extra hohem Raum für ein Trampolin. Eingezeichnet sind aber auch Kursräume, etwa für Baby-Yoga, Muki-Turnen oder Kinderballett.
Wer die Flächen beziehen könnte, ist noch nicht klar. Es gibt nur generische Angaben wie «Bioladen» oder «Spielzeugshop». «Wir führen für die Flächen im UG und im EG Gespräche mit Interessenten. Mieter stehen noch keine fest», sagt Axa-Mediensprecher Urban Henzirohs.
Wohnungen statt Büros?
Auf den Plänen von Wassermann Architekten sind im ersten OG fünf und im zweiten OG zwölf Wohnungen eingezeichnet, die sich um ein Atrium gruppieren. Das Wohnen solle «im Sinne einer nachhaltigen Vermietbarkeit sogar ein Schwergewicht bilden», schreibt die Firma. Ob das so kommt, ist allerdings noch nicht sicher. «Ob die Büroflächen In den Obergeschossen in Wohnungen umgenutzt werden, prüfen wir zurzeit im Rahmen der Baueingabe», sagt Henzirohs. Diese Eingabe sei für Frühling 2019 geplant.