Rang 6-10, dritter Rundgang
Retg da Pizs - Chamanna da Boval SAC
Die neue Chamanna da Boval steht als leise, aber selbstbewusste Setzung in der hochalpinen Landschaft am Fuss des Piz Bernina. Wie ein Findling liegt sie an der rückwärtigen Kante des Plateaus, in die Topografie eingebettet und parallel zu den Höhenlinien ausgerichtet. Ihre Stellung respektiert das Gelände und eröffnet zugleich eine eindrückliche Sicht auf die Gletscher von Pers und Morteratsch.
Die Hütte ist als engadiner Haus aus Holz konzipiert – kompakt, klar proportioniert und mit einer hölzernen Haut, die mit der Zeit silbrig verwittert. Kupfer und Naturstein ergänzen die Materialschichtung und verankern das Gebäude in der felsigen Umgebung. Die Öffnungen sind zurückhaltend gesetzt, ordnen sich der Struktur unter und nehmen zugleich das architektonische Spiel der Engadiner Bautradition auf.
Die Konstruktion folgt dem Prinzip der Leichtigkeit und Wiederverwendung. Nach dem Rückbau der alten Hütte werden deren Natursteine und Holzelemente für Sockel, Terrassen und Innenausbau wiederverwendet. So entsteht eine neue Schichtung aus Alt und Neu, in der das Vergangene als Material und Erinnerung weiterlebt. Die Holzrahmenkonstruktion mit Hohlkastendecken erlaubt eine kurze Bauzeit – ein Geschoss pro Woche – und minimale Eingriffe in die Landschaft.
Energetisch ist die Hütte autark gedacht. Eine Photovoltaikanlage, thermische Solarelemente und die Abwärmenutzung der Holzöfen sichern den Betrieb auch in den Wintermonaten. Speicher für Wasser, Gas und Strom sind in den Sockelgeschossen integriert. Die Wärmeverteilung erfolgt über Lehmschichten an den Aussenwänden – einfach, robust und wartungsarm.
Im Innern zeigt sich der Holzbau unverkleidet. Die Konstruktion prägt die Atmosphäre, trägt zur Wärme bei und macht die tektonische Logik des Hauses sichtbar. Der Gastraum öffnet sich nach Süden, während die Schlafräume eng, geschützt und ruhig liegen – wie Nischen im Berg. Der Sockel bindet sich in den Fels, der Dachkörper folgt der Linie der Gipfel.
Retg da Pizs – „König der Spitzen“ – versteht die Hütte als Teil des Ortes. Sie sucht keine Geste, sondern eine Haltung: Einfachheit, Dauerhaftigkeit und den Respekt vor der Berglandschaft.
Das Projekt wurde im Wettbewerbsverfahren bis in den dritten Rundgang eingeladen – eine Anerkennung für die konzeptionelle Klarheit und die konsequente Umsetzung der architektonischen Idee unter rund siebzig eingereichten Beiträgen.
Typologie
SAC Hütte
Bauherrschaft
SAC Sektion Bernina
Auftragsart
Wettbewerb im offenen Verfahren
Bauingenieur
DSP Ingenieure + Planer AG
Holzbauingenieur
Makiol Wiederkehr AG
Brandschutz
Makiol Wiederkehr AG
Status
Wettbewerb














